Tempel von Abu Simbel
Die Tempelbauten von Abu Simbel befinden sich in Südägypten, unweit der sudanesischen Grenze, etwa 850 Kilometer südlich der Hauptstadt Kairo. Die beiden Felsentempel sind von Assuan aus per Flugzeug oder per Tragflächenboot zu erreichen. Seit 1979 zählen die imposanten Bauwerke am westlichen Ufer des Nassersees zum Weltkulturerbe der UNESCO. Ramses II. ließ die Tempelanlage von Abu Simbel im 13. Jahrhundert v. Chr. als Symbole seiner Macht errichten. Jedoch wurden die Tempel ursprünglich an einem anderen Standort erbaut. Die Bauwerke drohten durch den Bau des Assuan-Staudamms in den Fluten des Nassersees zu versinken. In einer Aufsehen erregenden internationalen Aktion unter Federführung der UNESCO wurden die Tempelbauten von Abu Simbel abgetragen und um 65 Meter auf eine Hochebene versetzt wieder neu errichtet. Im Jahre 1968 wurden die Arbeiten abgeschlossen. Nun befinden sich die Tempel auf einer Insel inmitten des Nassersees und sind über einen Damm vom südöstlich gelegenen Ort Abu Simbel zu erreichen.
Entdeckt wurden die Tempelbauten von Abu Simbel am 22. März 1813 vom Schweizer Orientreisenden Jean Louis Burckhardt. Erste Dokumentationen zum Zustand der Anlagen wurden 1828 angefertigt. Bereits im 19. Jahrhundert begannen Touristen aus Europa die Felsentempel zu besuchen.
Der Tempel Ramses II. zählt zu den best erhaltenen Baudenkmälern im ägyptischen Teil Nubiens. Die Anlage ist den Göttern Re, Ammon, Ptah und dem göttlichen Pharao geweiht. Den Blickfang des Tempels bilden vier Kolossalstatuen, welche an der 38 Meter langen Fassade aufgereiht sind und Ramses II. abbilden. Oberhalb der Standbilder befindet sich eine Abbildung des Sonnengottes Re-Harachte, welcher eine Sonnenscheibe trägt. Um zum Heiligtum zu gelangen, durchschreitet man mehrere Hallen. Wandreliefs und Schriften dokumentieren die Kriegserfolge Ramses II. Der große Pfeilersaal wird von vier zehn Meter hohen Standfiguren gesäumt. Eine Besonderheit im Tempel Ramses II. ist das “Sonnenwunder”, welches sich zweimal jährlich beobachten lässt. Jeweils am 21. Februar und am 21. Oktober dringen die Strahlen der aufgehenden Sonne vor in den 60 Meter tiefen Fels und beleuchten die aus dem Stein gemeißelten Götterstatuen im Heiligtum.
Etwa 150 Meter nordöstlich des Tempels Ramses II. befindet sich der kleinere Tempel der Anlage. Geweiht ist der Bau der ägyptischen Lieblingsgöttin Hathor und Nefertari, der Gemahlin Ramses II. Am Eingang beeindrucken die durch Hieroglyphen getrennten Statuen von Ramses II. und Nefertari in Gestalt der Göttin Hathor. Durch die Pronaos genannte Sechs-Pfeiler-Halle führen drei Türöffnungen in den Vorraum des Heiligtums, welches 21 Meter im Felsinneren liegt und Reliefs von Krönungsszenen zeigt. Besondere Beachtung verdient das Hochrelief einer Hathor-Kuh.